„Wurzelbehandlungen“ wurden bereits in der Altsteinzeit durchgeführt

Zahnfunde lassen darauf schließen, dass eine Art „Wurzelbehandlung“ bereits in der Altsteinzeit durchgeführt wurde. Zwischen den damaligen Behandlungsschritten, die ungefähr 13.000 Jahre zurückliegen, und den heutigen gibt es erstaunliche Parallelen.

Die Volkskrankheit Karies, die wir in der Zahnarztpraxis Dr. Gaß & Partner in Würzburg alltäglich behandeln, ist keineswegs eine neuzeitliche Erscheinung. Die sogenannten „Löcher“ in den Zähnen traten spätestens dann in Erscheinung, als die Menschen sesshaft wurden und Nahrungsmittel wie zum Beispiel Getreide anbauten. Mit dem Verzehr von Lebensmitteln, die klebrige Stärke enthielten, kam schließlich die Karies, die selbstverständlich auch zu diesem Zeitpunkt auf den Zahnnerv, die sogenannte Pulpa, übergriff.

 

Forscher haben nun herausgefunden, dass es wohl schon vor ungefähr 13.000 Jahren, und somit am Ende der Altsteinzeit, „Zahnärzte“ gab, die durch Karies hervorgerufene Wurzelentzündungen mit viel Präzision und Fingerspitzengefühl behandelten. Wie das funktionierte, zeigen zwei seitliche Schneidezähne eines menschlichen Oberkiefers, die in Italien, genauer: in den Bergen von Riparo Fredian unweit von Florenz, gefunden wurden.

 

Die altsteinzeitliche „Wurzelbehandlung“

 

Die Aufmerksamkeit der Forscher wurde durch die Tatsache erregt, dass die Zahnkrone beider aus der Altsteinzeit stammenden Zähne fehlte. Darüber hinaus stellte man fest, dass die Zahnpulpen, die den Zahnnerv umgeben, jeweils geweitet und mithilfe eines Steins oder eines Knochens ausgeschabt wurden. Ziel des altsteinzeitlichen „Zahnarztes“ war es wohl, die kariösen Stellen bzw. das entzündete Gewebe vollends zu entfernen.

 

Aber das war bei Weitem nicht alles, denn eine Art Zahnfüllung hatte man in der Altsteinzeit auch schon zur Hand. In den Pulpenhöhlen konnten die Wissenschaftler eine dunkle Substanz ausmachen, die schnell als Bitumen identifiziert wurde. Dieses Material war schon in der Steinzeit als Kleber für Werkzeuge und Dichtungsmaterial beliebt. Auch seiner wasserabweisenden und antiseptischen Wirkung wegen griffen wohl die „Zahnärzte“ von damals auf Bitumen als Füllmaterial zurück.

 

Die Abnutzung der wurzelbehandelten Zähne, die man in Italien fand, lassen darauf schließen, dass die Behandlung, obwohl der Patient diese allem Anschein nach ohne Betäubung über sich ergehen lassen musste, erfolgreich verlief. Infolge der „Wurzelbehandlung“ konnte er mithilfe der Zähne wieder Nahrung zerkleinern und sie, wie damals üblich, als Werkzeuge nutzen.

 

Die moderne Wurzelkanalbehandlung

 

Ungefähr 13.000 Jahre liegen zwischen der endodontologischen Behandlungsmethode von damals und der von heute. Und trotzdem lassen sich eindeutige Parallelen feststellen. Im Großen und Ganzen haben sich die einzelnen Behandlungsschritte kaum verändert, sondern sind stattdessen nur sehr viel präziser und fortschrittlicher geworden.

 

Auch heute noch öffnen Zahnmediziner zunächst die Zahnkrone und reinigen die Nervenhöhle. Bei der modernen Wurzelbehandlung werden dann die Wurzelkanäle geweitet und schließlich das gesamte Wurzelkanalsystem gereinigt und desinfiziert. Als Wurzelfüllung dienen heute statt Bitumen die biokompatiblen Materialien Guttapercha, das Kautschuk ähnelt, und sogenannter Sealer. Nachdem die Behandlung abgeschlossen ist, wird der Zahn in der Regel mit einer zahnfarbenen Krone versehen.

 

Einmal ganz davon abgesehen, dass die Wurzelbehandlung heute ausschließlich unter Betäubung stattfindet, kann sich der Zahnarzt modernster technischer Ausstattung bedienen. Hilfsmittel wie beispielsweise eine Lupenbrille oder Geräte zur elektrometrischen Längenbestimmung der Wurzelkanäle vereinfachen nicht nur die Arbeit des Zahnarztes, sondern machen sie maximal präzise.

©mielag /shutterstock.com

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